Zum Cover des Buches „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“

von Dieter Hay
23.08.2012

Israel flag Israel flag (German and Hebrew Version)

 

Über die Auswahl seiner bisherigen Buchumschläge und zum Aussagewert von Kriegsfotos hat sich der Autor Hans-Dieter Arntz schon einmal selber geäußert. Die Auswahl des Covers für das im Herbst 2012 erscheinende Buch „Der Judenälteste von Bergen-Belsen“ war jedoch aus besonderen Gründen langwierig.

Anlässlich der Buchmesse 2008 schrieb die Frankfurter Allgemeine:

Die Meinungen darüber, welche Rolle die Gestaltung eines Buches spielt, sind geteilt: „Der Erfolg eines literarischen Werks wird durch den Umschlag weder gefördert noch verhindert“, sagt ein Lektor. „Das Cover ist unheimlich wichtig, um eine Stimmung rüberzubringen“, meint ein anderer...

Mit ähnlichen und anderen Argumenten hatten sich der Aachener Helios Verlag und der Autor des Buches Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen zu befassen, als es im Sommer 2012 um die Gestaltung des Buchcovers ging. Wie soll die Thematik Holocaust und Bergen-Belsen nach 67 Jahren den potenziellen Leser ansprechen? Muss eine neue Dokumentation über einen speziellen Aspekt der Shoa weiterhin mit eindringlichen Fotos Aufmerksamkeit erlangen? Schrecken nicht sogar realistische Abbildungen heutzutage den Leser ab oder erinnern sie ihn wieder an das, was er längst verdrängt hat? Vgl. Fotos des Imperial War Museums London bzw. Database: www.bergenbelsen.co.uk.

 

 
     

 

Das etwa 700 Seiten starke Buch über den „letzten Judenältesten von Bergen-Belsen“ versteht sich als Dokumentation eines Lagers, das als Synonym für die schrecklichsten Gräuel und Qualen der NS-Diktatur gilt. Jedoch lässt bereits das Inhaltsverzeichnis auch die Struktur einer Biografie erkennen, die das historische Geschehen aus einer besonderen Perspektive belegt.

Der Protagonist Josef Weiss ist ein deutscher Jude, der bereits im niederländischen Westerbork, dann aber in Bergen-Belsen eine überragende Funktion übernimmt und sich im Laufe der Zeit als charismatische Persönlichkeit profiliert. Auch aus einer persönlichen Perspektive heraus wird exemplarisch die jüdische Emigration in die Niederlande dokumentiert; weiterhin die dort ebenfalls erfolgte systematische Judenverfolgung, der Holocaust und der tausendfachen Hungertod in Bergen-Belsen. Prominente Namen wie u.a. Edith Stein (Westerbork), Benjamin Murmelstein (Theresienstadt) oder Anne Frank (Bergen-Belsen) führen zu diesbezüglichen Passagen. Insofern ist der Untertitel des Buches verständlich: „Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung.“

Ariel ZachorDass sich nun der Helios Verlag für ein besonderes Cover entschieden hat, hat auch etwas mit dem renommierten Künstler Ariel Zachor und seinem studioREL in Amsterdam zu tun. Der bekannte Grafiker und Designer ist der Enkel von Josef Weiss und Sohn von Aharon Zachor (früher: Klaus-Albert Weiss), der ebenfalls in Westerbork und Bergen-Belsen war. Der künstlerische und gleichzeitig sehr persönliche Beitrag von Ariel Zachor schließt somit den Kreis von Großvater zu Vater und nun Enkel. Für die jüdischen Belsen-Überlebenden, die im Buch aufgeführten Augenzeugen und natürlich auch für den Autor ist begreiflicherweise „dieses Cover unheimlich wichtig, um eine Stimmung rüberzubringen“.

Ariel Zachor wurde 1964 in Beer Sheba/Israel geboren, zog im Jahre 1988 in die Niederlande, um in Amsterdam seine künstlerische Laufbahn fortzusetzen. Hier studierte er bis 1993 an der Gerrit Rietveld Academie das Fach „Graphic Design“ und ist seitdem selbstständig: Hemonystraat 20hs, 1074 BP Amsterdam.

Das studioREL bietet verschiedene internationale Design und Konzept-Dienste an. Hierzu gehören auch laut der englischsprachigen Werbung:

 „Video animation and content creation for narrowcasting networks, corporate events and web usage. 3D graphics and architectural realization. Video editing and special effects. DTP, logo and symbols design”.

Auch in anderen Bereichen der Werbung, der Medien-Illustration und Photographie wirkt Ariel Zachor als renommierter Künstler. Zum Beispiel gehört er seit Beginn der 2000er Jahre zu den führenden Fotografen für die Amsterdamer Nightscenery. Weltweit sind seine Pencil drawings, Plakate oder Katalog-Titelbilder und Poster bekannt.

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