Eine Eifeler Galerie für jüdische Kunst stellt ihre verdienstvolle Arbeit ein – Anfeindungen in Bad Münstereifel

von Hans-Dieter Arntz
18.05.2009

Unter der Überschrift „Ein Pionier israelischer Kunst“ stellte die jüdische Wochenzeitung „Allgemeine“ im Jahre 1984 Manfred Lammel vor. Gemeinsam mit seiner Frau führte er in dem bekannten Kurort Bad Münstereifel – jetzt im benachbarten Zingsheim - eine Galerie für jüdische und israelische Kunst. Bereits in meinen NEWS vom 30. November 2007 wies ich auf dieses verdienstvolle Ehepaar hin, das – trotz gewisser Anfeindungen in der Nachbarschaft - immer zwei Ziele angestrebte: das künstlerische Angebot in der Nordeifel zu bereichern und israelischen Künstlern eine Förderung zuteil werden zu lassen. In dem erwähnten Artikel der jüdischen Wochenzeitung hieß es noch im Jahre 1984:

LammelDieser Pionier wirkt nicht in den Einöden der Wüste Negev oder in den Bergen Galilä­as — er sitzt in Bad Münstereifel, dem maleri­schen Festungsstädtchen im Norden der Eifel. Sein Name ist Manfred Lammel. Er hat sich die Förderung und Propagierung israelischer Künstler zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck hat er an der Hauptstraße des romantischen Kurortes, Wertherstraße 22, eine Kunstgalerie eröffnet, die ausschließlich den Werken isra­elischer Maler gewidmet ist(…).

Manfred Lammel hat mit dem Gedanken seiner Galerie dem künstlerischen Leben Israels einen weiteren Auslauf geschaffen, dem Kurort Bad Münstereifel eine zusätzliche attraktive und inter­essante Note gegeben. Der bisherige Erfolg der Galerie hat dem Wagemut ihres Begründers recht gegeben, mit dem er zwei Ziele anstrebt: das künstlerische Angebot im Kneippbad Münster­eifel zu bereichern und israelischen Künstlern Förderung zuteil werden zu lassen. Der Galerie und ihrer Leitung, den» Ehepaar Lammel, sei auch weiterhin viel Erfolg gewünscht.

LammelSchon vor Jahrzehnten hatte diese Galerie für jüdische und israelische Kunst einen sehr guten Ruf. Gerne erinnere ich mich daran, wie gastfreundlich und informativ Christel und Manfred Lammel unsere jüdischen Gäste willkommen hießen, als diese zu einem viel beachteten Wiedersehenstreffen 1984 nach Flamersheim kamen. Das beigefügte Foto zeigt Christel Lammel im Gespräch mit dem Sprecher der jüdischen Delegation, Sigi Oster aus Haifa.

Aber im bekannten Kurort Bad Münstereifel und besonders in der Nachbarschaft gab es Anfeindungen, die jahrzehntelang anhielten, so dass im Jahre 2003 der Umzug nach Nürburgstr. 7, 53947 Nettersheim (Zingsheim), erfolgte. Dieser Grund sollte heutzutage zu denken geben, denn immerhin tobte sich - nur wenige Meter von dem ehemaligen Standort aus entfernt - bei der „Reichskristallnacht“ in Münstereifel der Mob aus.

Der Tagespresse ist nun zu entnehmen, dass die bekannten Galeristen Ende 2009 ihre Tätigkeit einstellen. Der Euskirchener Lokalteil des Kölner Stadtanzeigers schrieb am 6. Mai 2009:

 

Bilder und Bücher, Postkarten und Dokumente zur jüdischen Kunst und Geschichte sammeln die Lammels bereits seit 40 Jahren. Für all die geschichtsträchtigen und kostbaren Gegenstände ihrer Sammlung haben sie seit geraumer Zeit einen würdigen Nachlassverwalter gesucht. „Es ist wichtig und im Sinne der Künstler, dass die Werke einem großen Publikum zugänglich gemacht werden und nicht hier bei uns verstauben", erklärte Christel Lammel dazu. Erst vor wenigen Tagen war sie mit ihrem Mann in Belgien gewesen. Die jüdischen Museen in Brüssel und in Mechelen werden die Sammlung aus der Eifel übernehmen und sich fachkundig um den gewaltigen Nachlass der Lammels kümmern.

Westphal

Rüdiger Abshalom Dalit Westphal

Somit gibt es kaum noch Nachweise jüdischer und israelischer Kunst in der Eifel und Voreifel. Wieder werden die Spuren weniger, die an einen wesentlichen Teil unserer Kultur und Vergangenheit erinnern. Der Vollständigkeit halber möchte ich aber einen ehemaligen Kunsterzieher am Gymnasium Marienschule in Euskirchen nennen, der zumindest jüdischen Künstlern die Möglichkeit zur Darstellung bietet. Hier handelt es sich um den „Förderkreis zeitgenössischer Kunst Kreis Euskirchen e.V.“ Er ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine und besteht seit 1982. Hier gibt es Ausstellungen zur Bildenden Kunst von noch lebenden Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt. Vorsitzender: Rüdiger Axel Westphal, Kölner Str. 26, 53879 Euskirchen, Tel. 02251/55100, Fax: 02251/55873

Im „Förderkreis zeitgenössischer Kunst Kreis Euskirchen“ (FzKKE), der untrennbar mit der Person Rüdiger Axel Westphal verbunden ist, waren im Laufe der letzten 30 Jahre jüdische Künstler zu Gast. Der Galerist hat zwar eine deutliche Affinität zum Osten, fördert aber auch jüdische Künstler. Ausstellungen in den Räumen an der Kölnerstraße in Euskirchen gab es u.a. von: Yuval Yariv, Anatol Brussilovski, Amos Plaut, Gregori Berchstein, Pawel Zamikhovsky und Yuri Brodsky. 

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