2. Juli 2025: Euskirchen empfängt den „letzten jüdischen Öskerchener“

18. Juli 2025
von Hans-Dieter Arntz

 

Endlich war es möglich: auf Einladung von Bürgermeister Sacha Reichelt und Stadtarchivarin Sabine Dünnwald kamen etwa 20 Angehörige der jüdischen Familie BRESCHINSKY aus Israel, Canada und den USA gemeinsam nach Euskirchen. Vorausgegangen waren persönliche Kontakte, die ich jahrzehntelang mit Ruth Azoulai und Dr. Isel Barr geführt hatte. Dies sind die noch im Ausland lebenden Geschwister, Kinder des jüdischen Ehepaares Max BRESCHINSKY (1901) und seiner Frau Maria geb. Besser (1904). Ihr Haus befand sich bis 1938 in Euskirchen, Wilhelmstraße 33, und wurde - vor Zeit kurz vor ihrer Auswanderung nach Haifa - arisiert.

Ihr Schicksal hatte ich bereits in zwei Online-Artikel (2008/2018) dargestellt, die sich auch auf meiner regionalhistorischen Homepage befinden:

Immer wieder auch in Euskirchen: Jüdische Spurensuche in der ehemaligen Heimat

So kam der jüdische Max Breschinsky nach Euskirchen – Die Zwangsverpflichtung eines 14jährigen Polen im Jahre 1915

Einleitend konnte ich „private Breschinsky-Fotos“ und Akten aus meinem Archiv zeigen. Die umfangreiche Fotoserie vom 2.Juli 2025 jedoch besorgte Paul Koulogeorge, der auch später - nach dem gemeinsamen Essen im Welcome Parkhotel am Bahnhof -, eine Rede hielt.

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Gruppenfoto vor dem ehemaligen Haus der jüdischen Familie BRESCHINSKY in der Wilhelmstraße 33 und den Stolpersteinen. Dabei: Archivleiterin Sabine Dünnwald (l.), Regionalhistoriker Hans-Dieter Arntz (Mitte), Dr. Isel Barr (r. vorne)

 

Protagonist der gesamten Veranstaltung war der 90jährige Dr. Isel BARR (geb.25.06.1935), die einzige noch lebende Persönlichkeit, die direkt in Euskirchen geboren wurde! Er wurde von den anwesenden Euskirchenern als „letzter jüdischer Öskerchener“ begrüßt.

Seine um zwei Jahre ältere Schwester Ruth Azoulai stammt zwar eigentlich auch aus Euskirchen, wurde aber am 16.08.1933 im jüdischen Hospital der Stadt Köln, Offenbach Straße, geboren. Die Geschwister sind somit die letzten Lebenden jüdischen Glaubens, die aus Euskirchen stammen und einst in der Wilhelmstraße 33 lebten. Ursprünglich lautete ihr Familienname BRESCHINSKY, was auf die polnische Herkunft ihrer Eltern hinweist. Aber Heirat und Namensänderung sorgten nach dem 2. Weltkrieg für die Namensänderung. Altersbedingt konnte „Ruthi“ nicht mehr die Reise ins Rheinland antreten, stand aber am Vormittag mit uns im lebhaften Ipad- und Online-Kontakt. Gerne wäre sie dabei gewesen!

Seit etwa 2 Jahrzehnten stehe ich mit „Ruthi“ (Israel) und Isel (USA) in Kontakt. An der Stolperstein-Verlegung vor ihrem Haus in der Wilhelmstraße vor knapp 2 Jahren konnten die jüdischen Geschwister zwar aus technischen Gründen nicht anwesend sein, freuten sich aber über diese Form des Erinnerns und der Ehrung der Stadt Euskirchen. Jetzt jedoch war die gesamte „Meschpoke“ gut gelaunt und sehr interessiert angereist. Spätere Kontakte ergaben, dass es allen sehr gut gefallen hatte.

Neben der Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs, Sabine Dünnwald, und Bürgermeister Sacha Reichelt bereicherte auch Dr. Heike Lützenkirchen das ausgiebige Programm. Die engagierte Museumsleiterin führte die zahlreichen Gäste durch die Ausstellungen und ermöglichte sogar vom Fenster aus einen Blick auf das direkt gegenüberliegende Elternhaus von Dr. Isel Barr.

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Elternhaus Breschinsky, Euskirchen, Wilhelmstraße 33 ( etwa 1934)Stolpersteine vor dem Elternhaus

 

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Die Roots der jüdischen VerwandtenDer 90jährige Isel (Isaac) Barr freut sich über das alte Foto

 

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Persönliche Begegnung nach 20 JahrenUnd so sah der „Öskerchener Jung“ 1938 aus

 

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Isel (v.l.) und Schwester Ruth (Mitte)Online-Direktkontakt mit der heute 92jährigen „Ruthi“ in Tel Aviv

 

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Verlobungsanzeige der Eltern Breschinsky (1932)Ausweis von Vater Karl im besetzten Euskirchen (1921)

 

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Ohne WorteAn der Stelle der ehemaligen Synagoge von Euskirchen

 

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Erinnerung und Mahnung!Stadtarchivarin Dünnwald und ich erklären die Historie der Euskirchener Synagoge

 

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Der 90jährige Isel Barr geb.BreschinskyDer jüdische Gast wollte unbedingt dieses Foto haben. Danke!!

 

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Auf dem Wege zur Euskirchener StadthistorieIsel und einige seiner Angehörigen vor dem Tollmann-Modell (v. Stand 1829)

 

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v.l.n.r.: Museumsdirektorin Dr. Heike Lützenkirchen, Bürgermeister Sascha Reichelt, Stadtarchivarin Sabine Dünnwald u. vorne Dr. Isel BarrVortrag von Frau Dr. Heike Lützenkirchen

 

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Dr.Isel Barr geb. Breschinsky und der Euskirchener Bürgermeister Sascha ReicheltEin Gruppenbild zur Erinnerung

 

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Die größte jüdische Besuchergruppe in Euskirchen seit JahrzehntenIm Euskirchener Welcome Park Hotel am Bahnhof

 

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Falls immer noch nicht erkannt: v.l.n.r.: Arntz, Dünnwald, Dr. Isel Barr, ReicheltBewegende Abschlussrede des 90jährigen, jüdischen „Öskerchene Jung“ Isel

 

 

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Erinnerungsfoto der (ursprünglichen aus Euskirchen stammenden) Famile BRESCHINSKY auf dem Synagogengrundstück

 

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2 July 2025: Euskirchen welcomes the ‘last Jewish Öskerchener’

18. July 2025
by Hans-Dieter Arntz

 

It was finally possible: at the invitation of Mayor Sacha Reichelt and City Archivist Sabine Dünnwald, around 20 members of the Jewish BRESCHINSKY family from Israel, Canada and the USA came to Euskirchen together. This was preceded by personal contacts that I had maintained for decades with Ruth Azoulai and Dr. Isel Barr. These are the siblings still living abroad, children of the Jewish couple Max BRESCHINSKY (1901) and his wife Maria, née Besser (1904). Their house was in Euskirchen, Wilhelmstraße 33, until 1938 and was ‘aryanised’ shortly before their emigration to Haifa.

I had already described their fate in two online articles (2008/2018), which can also be found on my regional history homepage:

Immer wieder auch in Euskirchen: Jüdische Spurensuche in der ehemaligen Heimat

So kam der jüdische Max Breschinsky nach Euskirchen – Die Zwangsverpflichtung eines 14jährigen Polen im Jahre 1915

As an introduction, I was able to show ‘private Breschinsky photos’ and files from my archive. The extensive photo series from 2 July 2025, however, was provided by Paul Koulogeorge, who also gave a speech later - after the joint meal in the Welcome Parkhotel at the railway station.

The protagonist of the entire event was 90-year-old Dr. Isel BARR (born 25 June 1935), the only person still alive who was born directly in Euskirchen! He was welcomed by the Euskircheners present as the ‘last Jewish Öskerchener’.

His sister Ruth Azoulai, who was two years older, was actually also from Euskirchen, but was born on 16 August 1933 in the Jewish Hospital of the City of Cologne, Offenbach Straße. The siblings are therefore the last living members of the Jewish faith who came from Euskirchen and once lived at Wilhelmstraße 33. Their surname was originally BRESCHINSKY, indicating their parents' Polish origins. But marriage and a name change after the Second World War led to the name change. Due to her age, ‘Ruthi’ was no longer able to make the journey to the Rhineland, but was in lively contact with us on her iPad and online in the morning. She would have loved to have been there!

I have been in contact with ‘Ruthi’ (Israel) and Isel (USA) for about 2 decades. Although the Jewish siblings were unable to attend the laying of the Stumbling Stones in front of their house in Wilhelmstraße almost two years ago for technical reasons, they were happy about this form of remembrance and honour from the town of Euskirchen. Now, however, the entire ‘Meshpoke’ had arrived in good spirits and with great interest. Subsequent contacts revealed that they had all enjoyed it very much.

In addition to the director of the Euskirchen town archive, Sabine Dünnwald, and Mayor Sascha Reichelt, Dr. Heike Lützenkirchen also enriched the extensive programme. The dedicated museum director guided the numerous guests through the exhibitions and even provided a view of Dr. Isel Barr's childhood home directly opposite from the window.

The meeting was wonderful!

Thanks and all the best

Hans-Dieter Arntz