Die Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg (Eifel)
Malerei im Dritten Reich

von Hans-Dieter Arntz
15.04.2016
Quellen:

1. Die Hermann-Göring-Meisterschule, in: Eifelkalender1939, S. 31 ff.

2. Die Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei, in: Euskirchener Volksblatt
vom 2. April 1938

 

Unter der Überschrift „Verschwiegen. Verdrängt. Vergessen?“ strahlte am 5. September 2014 der Deutschlandfunk eine Sendung aus, die sich mit Hermann Görings Malerschule in Kronenburg (Eifel) befasste. Die Sendung und das im Internet abrufbare urheberrechtlich geschützte Manuskript von Frank Möller machen erneut auf eine Institution des Dritten Reiches aufmerksam, deren Bewertung seit Jahrzehnten – besonders in der Eifel und im Kreis Euskirchen - Anlass zu monatelangem Streit gibt.

Die Hermann-Göring-Meisterschule für Maler war das Ergebnis einer Verschmelzung von nationalsozialistischen Kunstauffassungen und dem im Nationalsozialismus herrschenden Führerprinzip. Wikipedia erklärt weiterhin,

.... dass ihre Akteure gute Beziehungen zu Funktionären des NS-Regimes oder einzelnen nationalsozialistischen Förderern brauchten, um in dieser Zeit öffentliche Kunst produzieren zu können. Gleichzeitig belegt die Geschichte der Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei den direkten Einfluss einzelner NSDAP-Funktionäre auf den Kunststil. Dieser Stil kann nicht als Ausdrucksform einer gewöhnlichen Epoche verstanden werden, in der eine Vielzahl gesellschaftlicher Kräfte Kunst und Kunstformen unter den Bedingungen von freiem Wettbewerb und offenem Dialog hervorbringen, sondern muss als das Ergebnis eines Schaffens begriffen werden, bei dem unter Kontrolle der totalitären NS-Führung ein Formenschatz zu propagandistischen Zwecken herzustellen war.

Von 1938 bis 1944 betrieb hier der Monumentalmaler Werner Peiner im Kronenburg eine Meisterschule. Protektor Hermann Görings sowie zahlreiche NS-Größen wie Heinrich Himmler, Joseph Goebbels, Albert Speer waren in dieser Zeit im winzigen Kronenburg zu Gast. Die Hakenkreuzfahne wehte vom Kirchturm, Göring investierte in das Dorf und die hier entstandenen großformatigen Bilder und Tapisserien schmückten die Neue Reichskanzlei oder das „Haus der Flieger" in Berlin sowie Görings Privatdomizil Carinhall. Zusammengefasst galt die Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg als „Pflegestätte einer neuen Kunstauffassung“ (H. Ruland).

Dieter und Martin Pesch haben sich in jüngster Zeit in ihrem Buch mit dem künstlerischen Protagonisten der Hermann-Göring-Meisterschule auseinandergesetzt und m.E. einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Eine beinahe zu gleicher Zeit realisierte Kunst-Ausstellung in Gemünd polarisierte wegen der NS-Probematik.

In meiner vorliegenden regionalhistorischen Homepage möchte ich auf 2 Artikel aufmerksam machen, die im damaligen Selbstverständnis der Jahre 1938/39 entstanden. Sie sollen nur als Quellenmaterial dienen:

 

1. Die Hermann-Göring-Meisterschule, in: Eifelkalender1939, S. 31 ff.

2. Die Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei, in: Euskirchener Volksblatt
vom 2. April 1938

 

Die 1. Seite des Artikels „Die Hermann-Göring-Meisterschule“ von Heinrich Ruland ist im Internet abrufbar, weist aber nur auf einen dreiseitigen Beitrag im Eifelkalender 1939, S. 31 ff. hin. Ich ergänze ihn hiermit:

 

 

Das eigentlich NS-ferne „Volksblatt“ der Stadt Euskirchen vom 2. April 1938 schildert die Hermann-Göring-Meisterschule in Kronenburg als Akademie und Ausbildungsstätte „charakterlich zu schulender Studierender“ und „ernst- strebender und aufrechter deutscher Künstler“. Einige Bilder veranschaulichen den Beitrag, der „Kronenburg als Pflegestätte einer neuen deutschen Kunstauffassung“ darstellen soll.

 

   

 

Der Volksblatt-Artikel fasst die an der Hermann-Göring-Meisterschule NS-Didaktik geltende Didaktik folgendermaßen zusammen: „Die Schule erstrebt nicht Sensation, materiellen Gewinn und Geltung, sie will dem Volke durch eine verinnerlichte Kunst dienen. Die Werke der alten Meister sind ihr Maßstab im Ringen um den Eigenausdruck unserer Zeit“.

 

 

Die folgenden 3 Bilder zeigen: Geselle bei der Arbeit (sitzend), den Meisterschüler Kurt Otte auf der Leiter und eines seiner bekanntesten Gemälde.

 

 

Sehr interessant bezüglich Nazi-Kunst, Werner Peiner und Hermann-Göring-Meisterschule in Kronenburg (Eifel) ist die Ansicht von Dr. Wilma Ruth Albrecht (*1947) aus Bad Münstereifel. Ihr Artikel „Nazi-Kunst für alle und/als Eifel-Event ... Zur geplanten Werner-Peiner „Werkschau“ sollte unbedingt als Grundlage für weitere Diskussionen dienen.

Sie äußerte sich am 18.06.2012 zur bevorstehenden Ausstellung über den im deutschen Faschismus „hoch geehrten Maler Werner Peiner“. Wilma Ruth Albrecht kritisiert diese touristische „Vermarktung" der nationalsozialistischen Vergangenheit und fordert stattdessen die Präsentation der von den Nazis verfolgten und verfemten KünstlerInnen.

Die Autorin ist eine deutsche Sozial- und Sprachwissenschaftlerin mit den Arbeitsschwerpunkten Literatur-, Politik- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Arbeitsfeld Kunst veröffentlichte Wilma Ruth Albrecht in „Soziologie heute“ 14/2010 einen Grundlagenbeitrag: „Wer von den Produktionsverhältnissen nicht reden will, sollte vom malerischen Schaffen schweigen".

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