Die Juden von Mayen

von Hans-Dieter Arntz
18.06.2007

Das Thema „Die jüdische Gemeinde von Mayen“ gehört nicht zum Radius meiner regionalhistorischen Forschungen, aber gerne kommt man doch vom „Stöckchen aufs Hölzchen“. So befasste ich mich aufgrund einer Bitte aus den Vereinigten Staaten mit Details über diese ehemalige  jüdische Gemeinde in der Eifel und das Gemeindemitglied  GUSTAV GABRIEL. Obwohl einige Berichte und Beiträge vorliegen, entdeckte ich noch Quellen, die manchem Heimatforscher vielleicht  noch unbekannt sind.  

Das Leo Baeck Institute (LBI), eines der fünf CJH- Partnerinstitutionen in den Vereinigten Staaten, hat ein riesiges Archiv und eine umfangreiche Bibliothek. Die YIWO, Institut für jüdische Wissenschaft, ein anderer CJH- Partner, besitzt einen Kasten von 1939/1940 mit deutschen Meldekarten von Juden. Hier gibt es einige Karteikarten, die auch Auskunft über Juden von Mayen geben, u. a. über den gesuchten GUSTAV GABRIEL. Die Karten werden von ehrenamtlichen deutschen Mitarbeitern zurzeit „indexed.“ Die deutschen NS-Beamten benutzten die deutsche Sütterlinschrift, die in den Vereinigten Staaten unbekannt ist.

In meinem Archiv fand ich zudem einen kurzen Bericht der Zeitung „Israelitisches Gemeindeblatt“ von 1906, der über die jüdische Gemeinde von Mayen und die neu erbaute Synagoge berichtet. Für die damalige Zeit war es ungewöhnlich, dass drei Fotos beigefügt waren.


Da  Berichte über kleine jüdische Landgemeinden selten sind, möchte ich den vor etwa 100 Jahre verfassten Artikel wiedergeben. Es sollte aber darauf hingewiesen werden, dass die in der Vulkaneifel gelegene Stadt damals etwa 3,2 % jüdische Mitbürger hatte und somit wohl eines der größten jüdischen Zentren der Osteifel war. Dies beweist auch schon die Tatsache, dass die jüdische Volksschule von Mayen „die erste des gesamten Rheingaues“ war, die bereits 1878 als öffentliche Schule anerkannt wurde.

Die jüdischen Gemeinden Deutschlands: MAYEN

Hier wurde, wie schon kurz mitgeteilt, das neue jüdische Gotteshaus, dessen Bildnis wir unseren Lesern vorstehend vorstellen, in feierlicher Weise eingeweiht. Die alte, bereits im Jahre 1856 erbaute Synagoge, konnte den Anforderungen der inzwischen erheblich gewachsenen Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde nicht mehr entsprechen. Damals, im Jahre 1856, zählte die Gemeinde Mayen nur 34 Familien; heute besteht sie aus ca. 90 Familien mit etwa 370 Seelen. Die Synagoge ist, wie auf dem Bild ersichtlich, kein auffallendes Monumentalgebäude (…) in der Eifelstadt Mayen.

In diesem Gotteshaus findet täglicher Gottesdienst statt, und es ehrt die jüdische Gemeinde, dass sie es auch an den erforderlichen übrigen jüdischen Gemeinde-Institutionen nicht hat fehlen lassen. Insbesonders ist es beachtenswert, dass die auch dem Deutsch-Israelitischen Gemeindebund angeschlossene Gemeinde eine  JÜDISCHE  VOLKSSCHULE, die von etwa 20 bis 25 Knaben und von 25 bis 30 Mädchen besucht wird, unterhält, und dass diese Volksschule wohl die erste des ganzen Rheingaues ist, welche bereits 1878 als öffentliche erklärt wurde.

An der Spitze der Gemeinde steht E. Rosenthal, der sich in den Jahren der Entwicklung große Verdienste erworben hat (…).

Die blühende öffentliche jüdische Volksschule untersteht seit etwa 1880, also seit fast 26 Jahren, der unermüdlichen Leitung des ersten Kultusbeamten, Herrn Kantors und Lehrers Nathan, der erst im Vorjahr anlässlich seines 25jährigen Jubiläums lebhafter Ovationen und Anerkennungen, selbst aus den Kreisen der nichtjüdischen Mitbürger Mayens, gewesen ist. Das Bild dieses geistlichen Führers der Gemeinde führen wir hier gleichfalls vor. Außer der jüdischen Volksschule hat die Gemeinde, deren Jahresetat sich auf etwa 6.700 Mark beläuft, selbstverständlich auch eine Chewra Kadischa, deren Vorsitzender gleichfalls Herr E. Rosenthal ist (…).

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